Quantcast
Channel: Romanfresser.de » Theater & Dramen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 6

Der eingebildete Kranke / Der Geizige–Molière

$
0
0
Cover von Der eingebildete Kranke / Der Geizige Molière wurde mir von einer Freundin empfohlen, als wohl das Beste, was man an Komödien lesen könne. (Warum sind es eigentlich überwiegend Vertreter des schönen Geschlechts, die mir Bücher empfehlen?)

Nun, ich habe nicht lange gezögert und mich spontan dazu entschieden, die beiden oben genannten Komödien, die es praktischerweise in einem Band gab, zu bestellen. Und ich habe es nicht bereut.

Der eingebildete Kranke ist eine Parodie auf alle Liebesdramen, es geht hier um einen Vater, der sich eine sehr schlimme Krankheit einzubilden scheint und unzählige Medikamente nimmt. Seine Tochter möchte er daher unbedingt an einen Arzt verheiraten und deutet es als fehlende Liebe und Respekt vor seiner Krankheit, als sich diese in jemand anderen verliebt.

Man überredet ihn, sich tot zu stellen und er erkennt die offenherzige Liebe seiner Tochter und die Geldgier seiner Frau. Seiner Tochter steht es nun frei, zu heiraten und der Hypochonder wird von der Ärzteschaft in einem gespielten Aufnahmeritual zum Arzt erhoben und kann sich nun selbst kurieren.

Der Geizige ist ein Stück über einen alten, geizigen Mann. Dieser will ein armes Mädchen heiraten, das leider auch sein Sohn heiraten möchte; seine Tochter möchte einen seiner Bediensteten heiraten. Für die Heirat mit dem Mädchen braucht sein Sohn einen Geldbetrag und sucht über seinen Diener nach einem Geldverleiher. Die Bedingungen sind jedoch der reinste Wucher, der Sohn erkennt schnell, dass es sich bei dem Wucherer um seinen Vater handelt.

Beim Hochzeitsessen sollen die Ausgaben extrem gering gehalten werden. In einem Streit trifft sein Sohn ein und sieht das arme Mädchen als das seiner Begierde. Es kommt zum Streit mit seinem Vater, in dem er vorgibt, seine Pläne geändert zu haben und seinem Sohn sein Geheimnis entlockt.

Auf einmal verschwindet eine Geldkassette des Geizigen. Sein Sohn hat sie gestohlen, aber sein Bediensteter wird verdächtigt und soll gestehen. Er gesteht auch – jedoch seine Liebe zur Tochter des Geizigen, was alle Beteiligten ziemlich verwirrt. Der Vater des Bediensteten und des armen Mädchens taucht auf und will die Hochzeiten arrangieren. Der Geizige hat sein Geld wieder und bleibt alleine.

Ich habe versucht kurz zu umreißen, was das für Stücke sind und wie sie funktionieren, aber ich kann den Witz, der dahinter steckt natürlich nicht wiedergeben. Die Stücke sind sich ziemlich ähnlich – und so spreche ich jetzt auch über beide zusammen, wenn ich sage, dass es die Charaktere ins Groteske überzeichnet sind und die Eigenheiten der Charaktere sehr absurd sind. In beiden Stücken ist die Vaterfigur ein unausstehlicher alter Mann, der irgendeine Manie hat und seine Kinder sinnlos verheiraten möchte, in beiden Stücken siegt letzten Endes die echte Liebe – und so ist die Lehre, falls man aus einer Komödie eine ziehen sollte, sicherlich die, dass das Verheiraten von Nachwuchs nicht sinnvoll ist.

Aus welchem Erfahrungsschatz Molière schöpft, ist mir leider völlig unklar, über die französische Gesellschaft der frühen Neuzeit kenne, aber ich kann mir durchaus vorstellen, wie damals geheiratet wurde und welche seltsamen Eigenheiten die Menschen in diesem bewegten Zeitalter haben mussten. Aber ganz unabhängig davon machen die beiden Stücke einfach sehr viel Spaß. Ich hatte einige Probleme mit den französischen Namen und musste oft im Personenverzeichnis nachschlagen, um die Protagonisten auseinanderzuhalten – aber das sei meinem furchtbaren Französisch geschuldet. Unterhaltsam sind die Stücke in jedem Fall, ich war häufig am Lachen und war sehr begeistert von dem trockenen Humor, der mir da begegnete. Kostprobe gefällig?

“Die Ergötzlichkeit wird recht unterhaltend sein. Der und jener führt seine Dame ins Schauspiel; aber zu einer Sektion einzuladen ist weit galanter” – Der eingebildete Kranke, Akt 2, Szene 6

Die Übersetzung war verständlich, das Buch war mit 8€ für zwei Stücke ziemlich günstig, die Stücke waren beide grandios und so kann ich nicht anders, als die Höchstwertung von 5/5 Sternen zu vergeben – und mich auf die Suche nach mehr Stoff von Molière zu machen.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 6

Latest Images

Trending Articles